Mittwoch, 5. November 2014

Willkommen zurück

Donnerstag, der 30.10.2014: Wieder über die Grenze
Früh am Morgen werde ich wach, was gut ist, denn Heute will ich ja wieder mal ein wenig Strecke schaffen. Vormittags ist dann alles zusammen, auch die Reifen sind verstaut.


Nun geht es in wieder mal bei dusterem Wetter los zur Grenze Griechenland/Türkei.
Mit Reisepass ist die Grenze in der Tat deutlich schneller getan, mir werden nicht so doofe Fragen gestellt, wie ob ich nach Syrien möchte.
Inzwischen habe ich eine Vermutung, wieso ich das beim ersten Grenzübertritt gefragt wurde! Der deutsche Staat darf ja den Reisepass entziehen um zu verhindern, dass Deutsche nach Syrien fliegen um dort der Terrororganisation IS beizutreten.
Allerdings ist es dem deutschen Staat nicht gestattet den Personalausweis einzuziehen, zumindest derzeit noch nicht! Da die Einreise in die Türkei mit einem Personalausweis normaler Weise problemlos möglich ist, könnten so also doch neue IS Rekruten nach Syrien gelangen, aber halt auf dem Landweg!
Da ich beim ersten Grenzübergang nur meinen Personalausweis dabei hatte, verstehe ich die Frage „Going to Syria...BOOM...BOOM...BOOM...?“ jetzt!
Da ich schneller als erwartet in der Türkei bin, schaffe ich noch richtig Strecke an diesem Tag. Gegen späten Nachmittag erreiche ich dann die Dadernellen und kann just in time noch auf eine Fähre drauf, die gerade ablegen möchte. Das Ziel ist Canakkale.
Weil das Wetter nicht gut ist bin ich froh, dass ich diese Gegend noch komplett geschafft habe. Auf der Fähre spricht mich ein Türke auf meine Herkunft an.
Er kann zwei drei Wörter Deutsch, mehr nicht, lädt mich aber sofort oben in der Kantine des Schiffes zum Tee ein! Den kann ich nun auch wirklich sehr gut gebrauchen, denn ich bin komplett kalt!




In Cannakele habe ich nun die Wahl. Entweder suche ich mir irgendwo etwas für mein Zelt (was in Stadtnähe sicher wieder nicht unproblematisch ist), finde ein günstiges Hotel oder ich fahre weiter. Da ich ja gerade 15 Minuten Erholung auf der Fähre hatte wähle ich Option drei. Troja ist nicht besonders weit weg, also auf nach Troja.
Als ich dort eintreffe ist die Ausgrabungsstätte bereits geschlossen und es wird dunkel.
Also frage ich vor Ort bei einer Pension/Camping ob ich auf seinem Grundstück Zelten darf. 35 Türkische Lira will der haben und lässt sich auch nicht weiter als auf 30 runter handeln. Naja, immerhin gibt es Internet, eine Windstille Ecke für mein Zelt und am besten, eine heiße Dusche!
Als ich bereits am Abend zahlen möchte, bittet mich mein „Gastgeber“, der im übrigen recht gut Deutsch spricht, Morgen zu zahlen. Der glaubt tatsächlich ich würde bei ihm noch was essen, dass kann er aber knicken. Als ich draußen meinen Kocher anschmeiße werde ich nur doof angeschaut...
...da mich das nicht stört sitze ich eine Stunde später in seinem „Restaurant“ und kann das Internet benutzten. Es regnet noch mal kurz und bleibt windig!
Dann geht es früh ins Zelt und es wird geschlafen.

Freitag, der 31.10.2014: Fahre ich nach Hause?
Der Blog ist ja dafür da, dass ihr mich auf meiner Reise begleiten könnt. Allerdings ist die Reise nicht immer schön und es gibt auch immer wieder mal Tiefpunkte.
Auch an diesem möchte ich euch diesmal teilhaben lassen.
Als ich früh am Morgen wach werde geht es erst mal zur Ausgrabungsstätte, welche ca. einen Kilometer von mir entfernt liegt. Das Wetter ist nach wie vor deprimierend. Nur dunkle Wolken, viel Wind und Kälte.




Nach der Besichtigung kehre ich zügig zum Zelt zurück.
Ich bin deprimiert! Das Wetter kotzt mich so dermaßen an und ich habe gerade absolut keinen Spaß mehr! Es ist im Moment auch keine Besserung in Sicht. Was tut man als echter Mann, wenn man nicht mehr weiter weiß? Richtig, ich rufe meine Mutter an!
Ihr ist sofort klar, dass ich psychisch gerade einen Tiefpunkt habe. Nach wie vor habe ich noch mit dem Ereignis von vor einer Woche zu kämpfen. Wenn der Wind stark bläst, dann ist das für mich wie ein Flashback in die Nacht, in der ich um meine Gesundheit extrem besorgt gewesen war! Und ja, ich muss etwas weinen, auch das gehört dazu!
Auch die verschiedenen Meldung über die Politische Situation in den Bereichen, in die ich ja noch reisen möchte, treiben mir Sorgenfalten auf meine Stirn. Ich höre sehr viel von den reisenden hier im Land und da ist einiges dabei, was sehr entmutigend ist!
Das ich vermutlich voll in den ersten Teil des Winter fahre und es heftig werden könnte ist da nur die Kirsche oben drauf!
Es besteht wirklich das erste mal der ernsthafte Gedanke, ob es sinnvoll ist das Projekt fortzusetzen oder umzukehren. Ich höre auf den Rat meiner Mutter und sehe zu nach Izmir zu kommen, das Wetter soll dort im Moment sehr gut sein und ich finde wohlmöglich doch meinen „Pfad“ wieder.
Schnell wird alles zusammen gepackt, Izmir ist eine ganz schöne Ecke zu fahren.
Immerhin regnet es nicht und ich kann etwas mehr am Gashahn drehen.
Nach einer ganz schönen Strecke erblicke ich die ersten Sonnenstrahlen. Diese liegen zwar in der Ferne aber ich habe Hoffnung Heute noch blauen Himmel über mir zu kriegen. Und ihr könnt euch kaum vorstellen, wie dringend der gebraucht wird!


Dann ist es nach einem weiteren Tankstopp geschafft, der Randbezirk von Izmir ist erreicht. Blauer Himmel und mit 16°C ist es schon nahezu wieder warm geworden!
Als ich dann noch eine „Dominos“ Pizzeria sehe ist die Freude riesen groß.
Seit dem Start meine Reise habe ich keine Pizza mehr gegessen und im Moment hängt mir meine Küche und auch die Griechische und Türkische zum Halse raus.
Also gibt es eine Pizza, mein Frühstück/Abendessen.
Beim Essen muss ich mir jetzt überlegen, wo ich eine Schlafmöglichkeit finden könnte.
Erst mal rein in die Stadt, irgendwo wird sich schon was ergeben. Das tut es auch, aber erst mal nicht so toll. Ein Rollerfahrer quatscht mich an, er ist in Berlin geboren und in der Türkei aufgewachsen. Sein Deutsch ist also mies, aber besser als mein Türkisch. Er gibt eine Sache klar zu verstehen. Auf keinen Fall in der Stadt oder in einem der Randbezirke Zelten, zu gefährlich! Ja toll, dass ist jetzt doch wohl ein schlechter Scherz!
Noch schnell bedankt widme ich mich nun meinem Navi. Wehe das Mistding spuck jetzt nicht mal was sinnvolles aus. In der Tat, 25 km entfernt soll ein Campingplatz sein. Jetzt aber Vollgas, denn wenn der nicht auf haben sollte muss ich mir ja noch was anderes einfallen lassen. Aber dazu kommt es nicht, denn der Campingplatz ist geöffnet und ich bekomme einen annehmbaren Platz. Kurz bevor es dunkel ist steht dann mein Zelt und ich kann vom nicht all zu weit entferntem Ufer einen Blick auf die Stadt werfen. (Das Foto entstand noch etwas bevor ich meinen Lagerplatz erreichte, Aussicht aber nahezu identisch...)


Erschöpft vom Tag geht es nur noch kurz vorne zur Rezeption, dort gibt es Internet. Anschließend fallen mir im Zelt sofort die Augen zu, mehr geht Heute nicht mehr.

Samstag, der 01.11.2014: Gelobt sei der blaue Himmel!
Juhu, ich werde von der Sonne geweckt, der Sonne!
Erst mal in Ruhe frühstücken, einen Tee trinken und einen Plan aufstellen.
Heute werde ich in die Stadt fahren und auf die Suche nach einem Laden für Motorradkleidung gehen. Ich brauche dringend dünne Handschuhe, welche ich zusätzlich unter meine dicken Handschuhe ziehen kann. Außerdem hätte ich gerne noch Überzieher für meine Schuhe. Die sind zwar noch dicht, aber sicher ist sicher!
Eine ganze Straße voll mit kleinen Läden nur für Motorradzeug finde ich, abgefahren. Leider kann man mir hier nur mit den Handschuhen weiter helfen. Immerhin habe ich jetzt schon mal diese zum unterziehen. Einer der Kunden kann sehr gut Englisch und wie es sich für einen echten Biker gehört, bietet er sich an mich zu einem Geschäft für Outdoorbedarf zu geleiten. Dort eingetroffen kann man mir nur bedingt helfen. Aber auch hier gibt es eine Kleinigkeit die schon mal hilfreich ist. Ein spezieller Klebstoff zum abdichten der Nähte meines Zeltes. Ja was habt ihr denn gedacht, dass mein Zelt nach dem Unwetter noch dicht ist? Die oberen Nähte sind beim eindrücken des Zeltgestänges überbelastet worden und es tropft bzw. läuft rein. Wow, der Tag war schon erfolgreicher als gedacht. Jetzt geht es Planlos durch die Stadt. Was habe ich da gerade aus dem Augenwinkel gesehen, dass kann doch nicht, das wird doch nicht? DOCH!
Mitten auf einer dreispurigen Hauptverkehrsstraße werfe ich den Anker, aber so was von.


Ein großer Suzukihändler, aber da ist auch ein KTM Schriftzug dran.
Ich kämpfe mir den Weg bis auf die andere Straßenseite frei.
Vor dem Laden stehend kann ich es immer noch nicht glauben, tatsächlich ein KTM Partner. Die Schiebetür geht auf und es eröffnet sich der Blick auf diverse Ausstellungsmodelle. Nach dem ich einen Mitarbeiter gefunden habe, der auch englisch kann kommt die Frage. Wie schnell kann man mir wohl den Rechten Handschutz bestellen? Meiner ist ja abgebrochen und die rechte Hand leidet unter dem schlechten Wetter dadurch mehr als die linke. Bis zu 15 Tage Lieferzeit, dass soll ja wohl ein schlechter Schertz sein. Jetzt habe ich noch eine Möglichkeit. Eine der kleineren Enduros hat den Handschutz meiner Kati montiert, quase als Sonderzubehör.
Jetzt wird erst mal mit dem Boss telefoniert, ob die Mitarbeiter sich das teil von mir abschwatzen lassen dürfen. Jackpot, ich kann die beiden Teile haben. Die beiden? Also das KTM für ein Teil ca. 35€ aufruft glaube ich sofort. Das KTM die Teile aber nur im Set verkauft, hmm, wage ich zu bezweifeln. Aber was habe ich für eine Wahl? Ich nehme also beide Seiten und fahre dann halt eine als Ersatzteil spazieren.
Als der Deal steht gibt es erst mal Tee und ich werde zu einer Wäsche eingeladen.
Kati ist auf der Reise noch nicht einmal sauber gemacht worden, habe ich auch nicht vor.
Als es aber heißt, dass es ne kostenlose Handwäsche gibt, da willige ich ein.


Das Personal ist so begeistert von meiner Reise und vor allem von Kati, da werden auch glatt noch die Macken im Sturzbügel ausgetupft. Spotrepair auf Türkisch, der Hammer! Klar, der Farbton passt nicht und man sieht es, aber es ist besser als Rost und ist mir eigentlich eh egal...


Der Werkstattleiter kann kein Englisch, zeigt mir aber seine Jacke mit Aufdruck „Motorradclub Izmir“. Stolz macht er ein Foto mit mir und Kati zusammen, vermutlich für seinen Stammtisch.
Hubert wird auch noch übergeputzt und dann kann ich mich nach zwei Stunden wieder auf den Weg machen.
In der Nähe vom Campingplatz suche ich mir einen kleinen Imbiss und esse früh zu Abend. Als ich dann zum Campingplatz fahre muss ich noch mal wenden.
Denn ich bin an Guillaume vorbeigefahren. Ein super netter Franzose, der gerade nach WiFi sucht um zu schauen wo er Heute noch hin kann.
Schnell informiere ich ihn über den Campingplatz, dort trudelt er dann kurze Zeit nach mir ebenfalls ein. Jetzt habe ich einen Nachbarn. Da es schon wieder recht spät ist wird sich nicht mehr so viel unterhalten, es geht ins Bett.

Sonntag, der 02.11.2014: Konversation
Also eine Sache stellen Guillaume und ich Morgens direkt fest. Es ist toll zwischendurch mal wieder jemanden zu haben, mit dem man sich gepflegt unterhalten kann!


Wir verbummeln so ziemlich den ganzen Tag mit Räumen, Reparieren, Einkaufen gehen, Wäsche waschen und quatschen. Der Tage verläuft, aus eurer Sicht vermutlich, recht ereignislos.
Ach, aus dem Supermarkt bringe ich mir ausnahmsweise die hier mit:


Ich hätte die ja "Turka-Cola" genannt...

Montag, der 03.11.2014: Softshellopfer
Erst Mittags bricht Guillaume auf, er möchte Izmir hinter sich lassen.
Auch ich mache mich auf den Weg, denn im Internet bin ich auf der Suche nach einem besser sortiertem Outdoorladen fündig geworden. Für mich geht es wieder mitten in die Stadt. Und in der Tat, ich finde einen sehr guten Laden. Zwei Dinge stehen auf meiner Liste. Wegen dem Wind und der Kälte brauche ich etwas wie eine Softshelljacke.
Das auch ich mal auf diesen Zug aufspringe hätte ich nicht gedacht. Allerdings tue ich das nicht so wie geschätzt 70% der Käufer wegen cooler sportlicher Optik, mir geht es wirklich um die Funktion! Mein Fließ ist zwar warm, aber so bald Wind aufkommt muss ich die Motorradjacke anziehen, dass ist ätzend! Außerdem habe ich selbst mit dieser schon gefroren, etwas Winddichtes drunter ziehen zu können wäre also eine gute Option! Des weiteren habe ich schon in leicht sandigen Gebieten gemerkt, dass meine Heringe dies nicht gut mitmachen. Also muss was für Schnee/Sand her.
Beide Sachen finde ich und bin mit meinem Kauf sehr zufrieden.
Das Bild entsteht später im Camp:


Wie es sich in der Türkei gehört wird mir türkischer Kaffee oder Tee angeboten. Da ich türkischen Kaffee noch nicht kenne nehme ich diesen auf Empfehlung meines Beraters.
Ihr könnt lachen wie ihr wollt, ich kannte türkischen Kaffee echt nicht. Das man da einen großzügigen Schluck in der Tasse lassen sollte hätte mir vorher mal wer sagen sollen.
Egal, ich muss kurz husten und weg ist der Kaffeesatz...
Zum Abschied bekomme ich noch zwei Meter Schnur geschenkt die ich noch erfrage. Mit dieser will ich endlich mal das nachholen, was Exped auch einfach mal Serie mit den Heringen hätte machen können:



Die Idee dazu habe ich schon seit weit einem Monat...
Hier mal der direkte Vergleich einer meiner neuen Heringe für Schnee und Sand:


Hätten mir die pfeifen in Münster bei Terracamp ja auch einfach mal mitverkaufen können, aber egal, jetzt habe ich ja welche!
Der Tag neigt sich bald schon wieder dem dunkel werden.
Also wird noch etwas frisches im Supermarkt um die Ecke eingekauft, fast eine Stunde gekocht und anschließend wird sich überfressen.
Die Wäsche hat dann noch den Weg ins Zelt zurück gefunden und der Tag ist schon wieder so gut wie vorbei. Morgen werde ich auch noch in Izmir bleiben, denn mit etwas Glück kommt noch mein Stecker für die Stromversorgung in meinem Koffer.
Mittwoch geht es dann weiter Richtung Geröme, welches ich Freitag Abend erreichen möchte.

Dienstag, der 03.11.2014: Waschtag, auch für die Gedanken
Der Heutige Tag kann perfekt genutzt werde um Wäsche zu waschen, die Sonne scheint!
Früh aus den Federn wird erst mal die Eigenreinigung betrieben, mit kaltem Wasser bin ich dann auch sofort richtig wach! Anschließend wird die Wäscheleine erneut gespannt, meine aufblasbare Matte quer über Kati gelegt und kräftig abgewaschen. Der Schlafsack wandert für 10 Türkisch Lira (im übrigen absolut unverschämter Wucher) in eine Waschmaschine. Anschließend wird alles in die Sonne gehangen.


Dann verbummle ich diesen Tag so vor mich hin, schreibe vor mich hin und gehe immer mal wieder am Meer spazieren. Doch ich mache nicht nichts, denn ich mache mir Gedanken über die kommenden Wochen und das ist gar nicht so einfach. Ganz offensichtlich bin ich etwas angeschlagen, denn ich bin mir gerade nicht sicher ob ich mich übernommen haben könnte. Nicht unbedingt generell wegen der Reiseroute oder generell der Reise, die Jahreszeit wird wirklich ein größeres Problem als ich erwartet hatte. Nun muss und will ich zusehen, dass ich in den Osten komme und zwar fix.
Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen keinen Stress zu machen, doch wenn ich höre wo schon überall auf wie wenigen Höhenmetern Schnee fällt, oh man!
Ist das überhaupt noch schaffbar? Generell sicherlich, ich meine ob es noch für mich schaff bar ist. Habe ich mich eventuell in den Ländern zuvor schon zu sehr ausgepauert?
Das sind Fragen die mich den ganzen Tag beschäftigen. Als ich so schreibe merke ich, dass ich gerade innerlich zerrissen bin. Der eine Teil will mit aller Macht den Trip fortsetzen und würde es mir nie verzeihen können, sollte ich abbrechen! Der andere Teil merkt, dass er schon viel mehr mitgemacht hat als erwartet war. Vorerst ist der Plan weiter zu fahren und zu warten wie sich die Lage in den Bergen entwickelt. Sollte es dort wirklich nur kalt sein steht der Weiterreise nicht all zu viel im Wege. Wenn ich es aber bereits in den nächsten Tagen mit Schnee zu tun bekommen sollte, so weiß ich noch nicht, wie ich handeln werde. Das wird dann vermutlich eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Schließlich habe ich eine Regel bis dato noch nicht einmal gebrochen; Hör auf das, was deine Gefühle dir sagen! Was ich dabei natürlich nicht vergessen darf, dass auch der Iran eine große Herausforderung wird, welche viel Kraft verbrauchen wird.
Nach dem Grenzübergang werde ich zunächst das Gebirge hinter mir lassen müssen, also habe ich mit noch mehr Kälte zu kämpfen. Anschließend werde ich es dann mit Einöde und Hitze zu tun bekommen. Im Moment freue ich mich darauf am meisten. Ob das in dem Moment, wo ich Mutter Seelen alleine in der Wüste stehe noch so ist?
Ich merke ja jetzt schon, dass mir der „Leerlauf“ zwischendurch nicht gut tut. Ich kämpfe mit der Bewältigung der letzten Jahre, denke einfach zu viel nach! Aber wenn der einzige Weg daran vorbei ist, sich wieder in 100% Auslastung und Stress zu begeben, dann ist das mit Sicherheit der falsche Weg. Vielleicht schaffe ich es ja doch mit mir selber fertig zu werden, dann hätte ich es vielleicht für mein weiteres Leben hinter mich gebracht!
Es tut mir leid, dass sicherlich viele meiner Leser nicht auch nur die Chance haben, nachvollziehen zu können, was mich so alles beschäftigt. Sagen wir einfach, die letzten Jahre waren nicht so einfach für mich und meine Familie und ein Ende dieses Kapitels ist derzeit auch noch nicht in Sicht!
Ob ich dies im Blog so schreiben soll habe ich dann auch noch drüber nachdenken müssen.
Aber hey, dass gehört auf jeden Fall zu der Reise und zu mir, warum sollte ich es also verschweigen?
Jetzt wird gleich vielleicht der Kocher angeschmissen, Appetit habe ich keinen, habe Heute allerdings noch nichts gegessen. Morgen steht eine weite Etappe bevor, ich muss also etwas zu mir nehmen...

Mittwoch, der 05.11.2014: Auf in den Osten
Es ist so weit. Früh Morgens werde ich glücklicher Weise wieder von Sonne geweckt.
Das gröbste habe ich ja bereits am Vortag zusammen gepackt. Kati wird beladen, dass Zelt steht noch ein wenig in der aufgehenden Sonne zum trocknen. Es hat nicht geregnet, aber die Hohe Luftfeuchtigkeit der Nacht hängt Morgens von innen im Zelt.
Noch nicht ganz trocken, aber jetzt kommt noch das Zelt in seinen Packsack.
Hier wird es die nächsten tage verbleiben, denn ich habe mir im Internet günstige Unterkünfte gesucht, bis einschließlich Geröme. So kann ich mir erst mal Tagsüber ein Bild der Wetterbedingungen machen und schauen ob die Nächte schon sehr weit ins Minus fallen. Jaja, später erwarten mich auch noch deutliche Temperaturen unter null, vor allem in der Wüste. Aber genau aus dem Grund versuche ich mich noch etwas zu schonen. Die letzten Nächte waren mit um die 0°C auch schon bitter kalt.
Muss mich wohl noch etwas daran gewöhnen und mit dem Gedanken anfreunden, dass es mich tagsüber mit 30-40°C dahin schmelzen wird und Nachts mit möglicher Weise -20°C zu Eis gefriert.
Denn diese Temperaturschwankung darf ich durchaus erwarten!
Aber für heute spielt das noch keine Rolle.
Gedanke abgeschlossen, Kati gestartet und es geht zügig los. Erst mal muss ich mich durch bzw. aus Izmir heraus kämpfen. Nicht so lange wie in Istanbul, aber das verlassen der Stadt kostet mich auch schlappe 45 Minuten! Und dann liegen sie vor mir, Berge, viele Berge, nur noch Berge!
Kaum in das Gebirge eingefahren kann ich der Temperaturanzeige im Cockpit beim Sturzflug zuschauen. Der Fängt sich aber zwischenzeitlich wieder, die Temperatur schwankt zwischen 8 und 18°C. Mittags wird eine kurze Rast eingelegt, ich muss frühstücken und mir mal die beine vertreten.



Dann geht es weiter, bis dann schon um 15.30 Uhr Afyonkarahisar erreicht ist. Mein Hotel suche ich dann aber doch eine halbe Stunde, dafür liegt es aber mitten in der Stadt. Als ich eintreffe geht die Tür auf, ich werde schon erwartet. In einer Nachricht über das Buchungsportal hatte ich schon mal nachgefragt, wie es um einen sicheren Stellplatz für Kati steht.
Lächelnd wird mir Platz Nummer eins vorgeschlagen, der Gehweg vor dem Hotel.
Naja, begeistert bin ich noch nicht. Mit etwas grinsen wird mir dann DER Platz überhaupt gezeigt.
Ich werde in Richtung Rezeption geführt. Wollte er mir nicht noch einen Parkplatz zeigen?
Oh ja, das tut er gerade:


Hinter dem Vorderrad von Kati sieht man die kleinen Rampen, mit dessen Hilfe ich den Bordstein und dann die Stufen ins Hotel hochgefahren (ja gefahren!) bin.


Wie geil ist das bitte, so sicher stand Kati noch nicht ein mal auf der gesamten Reise!
Mir wird erzählt, dass ich nicht der erste Motorradfahrende Gast sei und schon einmal drei Motorräder dort gestanden hätten. Richtig feine Sache von den Jungs, dass die Extra Rampen haben bauen lassen!
Im Zimmer eingetroffen führt der erste Weg unter die heiße Dusche, dass kostet mich glatt eine halbe Stunde. Ich muss noch mal raus, mir die Beine vertreten, die Knie brauchen dringend etwas Bewegung und es ist ja noch nicht ganz dunkel.
Die Stadt ist größer als erwartet und hat sogar eine eigene Burg:



Als es immer dunkler wird gehe ich zurück Richtung Hotel, auf dem Weg wird Abendessen gekauft.
Im Zimmer eingetrudelt wird nach dem Essen der Blog geschrieben und dann geht es ab ins Bett, ein richtiges Bett!


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